von Frank Zeller
Klaus Bischoff hat es geschafft: in souveräner Art brachte er seinen 0,5-Punkte-Vorsprung ins Ziel und distanzierte die Konkurrenz. Damit siegte einer der älteren Teilnehmer, ein „alter Hase“, vor einer stattlichen Anzahl an jungen Thronanwärtern wie den „Schachprinzen“. Bischoff agierte über das ganze Turnier hinweg sicher, kam kaum in Gefahr. Sein Schwarzsieg gegen Titelverteidiger Daniel Fridman in Runde 4 erweist sich im Rückblick als entscheidender Moment des Turniers. Silber und Bronze ging an Rainer Buhmann und Felix Graf vor fünf weiteren Spielern mit ebenfalls 6 Punkten.
An den vorderen vier Brettern wurden die Plätze auf dem Podest ausgemacht. In zweien davon, bei Svane – Donchenko sowie Buhmann – Fridman, zeichnete sich schon bald die Punkteteilung ab. Die Bauernstruktur war sehr symmetrisch, die Spieler setzten auf „kontrollierte Offensive“, und nachdem sich in beiden Partien der Damenflügel und einige Figurenpaare abgetauscht hatten, war Remis unvermeidbar.
In Bischoff – Graf und Wagner – Stern gab es dagegen mehr Aufregung, vor allem weil die Schwarzspieler im Mittelspiel die Initiative suchten und vor materiellen Opfern nicht zurückschreckten. Im Endeffekt hielten sich Angriff und Verteidigung bei Wagner – Stern die Waage, während Bischoff mittlerweile den Angriff seines jungen Gegenübers abgewehrt hatte und mit leichten Vorteilen ins Endspiel ging. Nachdem man sich an Brett 2 allerdings auf Remis geeinigt hatte bestand für Bischoff kein Grund mehr, auf Gewinn zu spielen und er beendete das Turnier aus überlegener Stellung heraus mit dem alleinigen 1. Platz.
Dennis Wagner eröffnete die wichtige Schlussrundenpartie mit der Reti-Eröffnung. Sein Gegner, Rene Stern zeigte alsbald, dass er die Initiative in dieser Partie zu übernehmen gewillt ist, nahm Raum im Zentrum ein und überraschte mit einem spekulativen Bauernopfer.
Wenig Spannung kam an den Brettern 3 und 4 auf. Interessant, dass die Prinzen Wagner und Svane in dieser psychologisch kniffligen Letztrundensituation 1.c4 anstelle des sonst bevorzugten 1.d4 wählten. Auch im Spitzenschach sieht man es heutzutage vermehrt, dass die Carlsens und Kramniks für wichtige Partien auf Flügeleröffnungen ausweichen, um einem Theorieduell aus dem Wege zu gehen und eine spielbare Stellung zu erreichen. Hier erlaubte die Stellung aber nicht mehr viel und bald wurde Remis gegeben.
Rainer Buhmann brauchte einen Sieg gegen Daniel Fridman, doch dass er dazu im angenommenen Damengambit die Abtauschvariante wählt, die frühen Damentausch und Symmetrie ergibt, zeigt, dass er nicht bedingungslos auf Sieg spielen, sondern primär nicht verlieren wollte. Es dauerte dann auch keine 30 Züge, bis eine völlige Remisposition auf dem Brett stand. Die beiden großen Favoriten konnten dieser Meisterschaft nicht ihren Stempel aufdrücken. Fridman verlor früh eine wichtige Partie gegen Bischoff und kam dadurch außer Tritt. Buhmann gab zu viele Remisen ab, und konnte ein paar bessere Endspiele nicht wie sonst zum Gewinn führen.
Mit einer ausgezeichneten Partie kämpfte sich Martin Krämer noch auf den 5. Rang in der Endtabelle vor. Er verstand es in diesem Meisterschaften einige Akzente zu setzen, übertrieb aber einmal das Risiko und musste gegen Donchenko eine schlimme Niederlage einnehmen. Heute aber wurde sein Wagemut belohnt in einer Schwarzpartie gegen Lubbe nach einen sehenswerten Qualitätsopfer belohnt.
Auch die Ausrichter konnten sich freuen: der Saarländer Andre Oberhofer spielte ein großartiges Turnier und holte mit einem Remis in der Schlussrunde eine IM-Norm. Herzlichen Glückwunsch!
Die vier „Prinzen“, die Hoffnungsträger des DSB, mischten allesamt vorne mit und sind kaum zu besiegen. Vor allem Alexander Donchenko konnte sich gut in Szene setzen, der Lohn war ein ausgezeichneter 4. Platz.
Der knappe Einlauf zeigt auch die Ausgeglichenheit der Meisterschaft, vor allem in der Spitze. Es gab viele Remispartien, aber zu einem hohen Teil waren diese ausgekämpft, wurden die Partien auf hohem technischem Niveau geführt. Zu viel Risiko zahlt sich nicht immer aus, das Turnier dauert lang, und wie Klaus Bischoff in einer ersten Stellungnahme zugab: „es gehört auch immer eine Portion Glück hinzu…“
Stellungsnahme Bischoff
"Für diesen Titel habe ich 30 Jahre Anlauf gebraucht. Anfang der achziger Jahre habe ich In Bad Neuenahr das ersten Mal mitgespielt. Ich war bei dieser Meisterschaft an Nummer sechs gesetzt. Da ist man von der Spitze nicht weit weg, aber ich hatte auch einen guten Lauf. Mein Schwarzsieg gegen Daniel Fridman in der vierten Runde war die Initialzündung. In eins, zwei Partien habe ich Glück gehabt. Aber mit Pech hat noch niemand in den 30 Jahren die Meisterschaft gewonnen" |